Schnittmuster_verlaengern

Tutorial: Shirt Schnittmuster verlängern

Schnittmuster verlängern ist keine Kunst. Einfach am Saum 4 cm Länge hinzugeben und fertig, oder? Als ich angefangen habe Kleidung für mich zu nähen war das meine Vorgehensweise. Warum der Ärmel dann ein bisschen eng am Unterarm war ist mir heute auch klar, weil ich ja einfach die schmalste Stelle des Ärmels verlängert habe.

Heute verstehe ich auch, dass es mit “einfach unten verlängern” nicht getan ist. Wenn es sich um einen geraden Schnitt handelt kann man das so machen, die meisten Damenschnitte haben aber Kurven. In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du ein Schnittmuster für ein Shirt richtig verlängerst, damit die Taille da sitzt wo sie soll und auch das Armloch nicht kneift.

Um richtig zu verlängern zeichnet man sich im Schnittmuster ein paar Linien im Rechten Winkel zum Fadenlauf ein.

Zum Verlängern schneidet man das Schnittmuster an diesen Linien auseinander und klebt einen Papierstreifen dazwischen, zum Verkürzen faltet man die überschüssige Länge weg.

Maß nehmen

Wichtig für die weiteren Arbeiten ist das richtige Maß nehmen. Dabei lässt du dir am besten helfen.

Wenn du eine ausführliche Maßtabelle wie z.B. bei burda vorliegen hast, dann vergleiche deine Maße mit denen aus der Maßtabelle. Wenn du in den Längen abweichst, kannst du das in deinem Schnittmuster entsprechend anpassen.

Um dir das Maß nehmen und Aufschreiben deiner Maße zu erleichtern habe ich ein Arbeitsblatt vorbereitet. Das kanst du dir durch Klick auf diesen Link herunterladen:

Schnittmuster Maß nehmen

Bei Ebooks fehlt oftmals eine Körpermaßtabelle oder sie enthält nur die Standardmaße für Brustweite, Taillenweite und Hüftweite.

Wenn du für dein Schnittmuster die notwendigen Maße nicht zur Verfügung hast, dann verteile die Länge wie folgt: ein Viertel auf die Änderungslinie Rückenhöhe, die Hälfte auf Änderungslinie Rückenlänge, ein Viertel auf Änderungslinie Hüfte. Um die notwendigen Änderungen besser einschätzen zu können kannst du dir auch ein gut passendes Shirt zu Rate ziehen.

Änderungslinien einzeichnen

Zeichne dir folgende Änderungslinien im Vorder- und Rückenteil ein:

  1. Änderungslinie Rückenhöhe am Vorderteil: nach dem unteren Drittel des Armlochs (am Rückenteil auf der Hälfte des Armloches)
  2. Änderungslinie Rückenlänge: auf Brusthöhe
  3. Änderungslinie Hüfte: 20 cm unterhalb der Taille
  4. Änderungslinie Armkugel: ein Drittel von der Ärmelnaht aus bis zum Schulterpunkt
  5. Änderungslinie Ärmellänge: ca. auf der Hälfte (oder am Ellenbogenknips, falls vorhanden)

Und wer jetzt fragt warum nicht einfach an der Taille z.B. 4 cm zwischengeklebt werden: dort kann man sicherlich mal schnell einen Zentimeter hinzufügen, generell versucht man aber diese Kurve zu erhalten und ändert an den oben genannten Linien.

Gerade bei einem Basisschnitt macht es Sinn, die Anpassungen möglichst korrekt durchzuführen um den Schnitt dann immer wieder als Grundlage für Variationen herzunehmen.

Ich zeige dir in diesem Tutorial alle Änderungen am Vorderteil und Ärmel. Verfahre für das Rückenteil genauso wie mit dem Vorderteil.

1. Änderung: Rückenhöhe

Vergleiche deine Rückenhöhe mit der in der Maßtabelle. Angenommen, dein Rücken ist 1 cm höher als im Schnitt, dann schneidest du das Schnittmuster an der “Änderungslinie Rückenhöhe” durch und klebst einen 1 cm breiten Papierstreifen dazwischen.

Wenn du die RückenHÖHE (1) verändern musst, mache das bevor du die RückenLÄNGE (2)veränderst. Wenn du z.B. insgesamt 2 cm mehr Rückenlänge brauchst, davon schon 1 cm auf die Rückenhöhe entfällt, dann brauchst du nur noch 1 cm für die gesamte Rückenlänge hinzuzufügen. Verschiebe beim Schnittmuster verlängern und verkürzen im Fadenlauf/ Stoffbruch.

Wenn du etwas an der Rückenhöhe (1) änderst, verändert sich das Armloch und somit musst du die Höhe der Armkugel an der Änderungslinie (4) ebenfalls anpassen.  Verlängere diese um die gleiche Länge wie die Rückenhöhe.

2. Änderung: Rückenlänge

Vergleiche deine Rückenlänge mit der in der Maßtabelle. Angenommen, dein Rücken ist 2 cm länger als im Schnitt angegeben, dann fügst du an der “Änderungslinie Rückenlänge” einen 2 cm breiten Papierstreifen hinzu.

Achtung: Hast du aber vorher schon die Rückenhöhe um 1 cm verlängert, dann musst du an der Rückenlänge nur noch 1 cm hinzufügen.

3. Änderung: Hüfte

Wenn du die Saumlänge verändern möchtest ohne etwas an den Rückenmaßen zu verändern, dann füge nicht einfach unten am Saum die Länge hinzu, sondern schneide das Schnittmuster an der “Änderungslinie Hüfte” durch. Dadurch erhältst du dir die Rundung des Saums, was auch hilfreich ist, wenn die Nahtzugabe bereits im Schnitt enthalten ist.

Je nachdem wie du gebaut bist, brauchst du vielleicht nur eine der Stellen zu ändern oder du musst an einer Stelle verlängern und an der anderen kürzen. Da unsere Körper sehr individuell sind, muss auch individuell geändert werden.

Wenn du alle Verlängerungen gemacht hast musst du nun noch an den geänderten Stellen die Nahtlinie wieder angleichen, da durch die Verlängerung/ Verkürzung eine Stufe im Schnittmuster entsteht. Für diesen Schritt klebst du dir am besten ein Stück Papier unter die Stellen.

Nahtlinie_angleichen

Mit deinem geänderten Schnittmuster nähst du am besten erst einmal ein Probestück. Entscheidend ist auch immer die Stoffqualität, die man wählt. Aus einem weichen Viskosejersey mag ein Schnitt perfekt sitzen, aus einem festen Baumwolljersey mag er an manchen Stellen Falten werfen oder zwicken.

Welche Änderungen musst du immer wieder an Schnittmustern vornehmen?

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Ganz herzliche Grüße,

Elke

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